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Seppis Einzelstunde im Dackelklub

Steckbrief:

Name:                                 Seppi

Alter:                                    knapp 2 Jahre

Rasse:                                  Zwergrauhaar (noch nicht gezupft)

Grund der Einzelstunde: Ungehorsam und extremes Jagen von Katzen, Vögel usw.

 

Vorgeschichte:

Seit September 2019 wohne ich nun schon bei den Wiesers in Egglfing Gemeinde Bad Füssing. Willi und Elke so heißens´. Ich habe ein wunderbares Hundeleben. In jedem Zimmer eine Kuschelecke, Spielsachen (brauche ich mir nur aus meinem Körbchen zu holen, aufgeräumt wird dann schon von meinem Frauchen), Leckerlis und feinstes Fressen, je nach Tagesgeschmack (naja, manchmal ist nichts Gscheites dabei, dann krieg ich halt ein feines Rinderhack gekocht). Im Garten darf ich rumtollen, buddeln und am Zaun die „Feinde“ (vorbeifahrende Traktoren, Radfahrer, Fußgänger, Katzen…) verbellen - herrlich. Oder mit anderen Hunden am Zaun rumpöbeln – was bleiben die auch stehn und schaun in mein Gartengrundstück… Wenn nötig kann ich auch die Grundkommandos, also Sitz, Platz, Bleib (naja für was denn bleiben, wenn ich kurz darauf eh wieder kommen muss). Spielen macht auch immer ganz viel Spaß mit meinen Zweien.

Der Tag X:

So, nun fällt meinem Frauchen ein, dass ich sehr ungehorsam bin und dass es an der Zeit ist, mir Manieren beizubringen und aus mir einen anständigen Hund zu machen (nur weil ich nicht höre, wenn mich mein Frauchen ruft oder mit so einer komischen Pfeife pfeift). Zur Freude der Nachbarn und besonderes bei einem, dem Erwin mit der blöden Katze Trixi, die ständig um meinen Garten rumhängt, gefolgt von 5 weiteren. Nun, so vereinbarte mein Frauchen bei Angie, der Hundetrainerin vom Dackelklub, die spezialisiert auf Katzenjagt ist (naja, vielleicht kann sie mir ein paar Tricks zeigen wie ich die Katzen schneller und besser fangen kann 😊), einen Termin. Am Samstag war es dann so weit. Der Erwin (86 Jahre) sagte zu mir mit der Trixi am Arm „ So heute kommt die Turnlehrerin, da wirst schaun, da werden dir d´Wadln stramm zogn“. Ich ignorierte das „Geschwätz“, die soll nur kommen. Sogar meine Egglfinger Hundegang (Mitglieder sind eine Labradorhündin namens Ella, eine überdimensionale Mopshündin Coco, zwei Jagdhündinnen Aika und Kira und ja, da ist ja noch die liebestolle Luzi, die sitzt immer, wenn sie läufig ist,  vor meiner Haustüre) bei denen ich Vorstand bin sahen mich mitleidig an, die Frauchen und Herrchen sprachen mir Mut zu.

Dann war´s soweit: Samstag, 11:15 Uhr, ich stand am Zaun schon parat zur Parole, ich bellte wie es nur ging. Angie, so hieß sie, lies sich aber nicht beeindrucken. Ich hab beschlossen, sie nicht zu mögen. Jetzt kam sie auch noch ins Haus, des war ja die Höhe, ich startete gleich ins Wohnzimmer, wo sie mit meinem Frauchen saß. Na, half ja nix, so legte ich mich unter den Tisch und wartete ab bis die beiden Mädels ausgequatscht hatten.

Dann ging es los. Ich musste spazieren gehen, warum weiß ich auch nicht, ich war doch vorhin. Die Frau ging mit, war ein komisches Gefühl, ich wusste nicht was die dabei will. Wir gingen ein Stück, da holte mein Herrchen meinen Quitschiball zum Spielen raus. Aber so richtig wusste ich nicht, was die Frau nun dabei wollte, normaler Weise gehen wir erst auf die große Wiese und dann spielen wir mit dem Ball und nach Hause darf ich ihn dann tragen. Das blöde ist aber, die nehmen mir den Ball immer daheim weg und ich bin dann immer sehr, sehr traurig, weil ich ihn nicht mehr bekomme, erst beim nächsten Spaziergang. Also kurz und gut beschloss ich, den Ball bei unserem Spaziergang mit der Frau, mit Gras und ausgerissenen Steckerln zu verstecken. Dann sagte aber die Frau, ich bekomme den Ball nimmer, weil ich mich auf mein Herrchen und Frauchen konzentrieren soll -  ja sowas! Naja half nix, wir gingen weiter meine Gassirunde. Bis auf eine Begegnung mit einem Dobermann (Angi zeigte meinem Frauchen was sie in dieser Situation machen soll. D.h. dem Hund aus dem Weg gehen und warten bis er vorbei ist – warum ich….?).

Wir gingen heim in den Garten, in mein Gebiet. Jetzt sollte es los gehen, wir warteten auf die Feinde, ich musste immer an der Leine bleiben. Aber – es kam keiner. Weder die blöde Trixi, noch ein Traktor oder sonst noch wer. Mein Frauchen setzte einen Nachbarn als Komparse ein, der war mir aber wurscht. So warteten wir weiter. Wir übten in der Zwischenzeit einen Futterbeutel im Maul zu halten (ich bekam viel Leckerlis dafür, weil ich so brav war). Dann saß ich weiter da und mein Herrchen und Angie übten Biertrinken. Dann viel mir ein, dass die Angie meinen Ball in der Tasche hatte und ich starrte wie gebannt immer auf die Jackentasche, aber ich bekam ihn nicht - nie mehr☹. Es kamen dann doch noch ein paar Feinde vorbei, aber ich verhielt mich fast vorbildlich.

Dann wurde es interessant. Angie holte einen fliegenden Ball aus ihrer Tasche. Der würde mir gefallen, wir haben ein bisschen damit gespielt und dann steckte sie ihn aber wieder ein. Ich glaube, die musste jetzt auch mal wieder heim zu ihren beiden Hunden.

Sie meinte auch noch,, dass mein Fell nicht vorbildlich für meine Rasse sei, „siehst Frauchen, hab´s doch immer gebellt, mich juckt das Fell“. Also muss mein Frauchen meine Haare zupfen. Die Frau hat das mein Frauchen gezeigt, aber da ist noch nicht das letzte Wort gebellt – das tut ja weh….

Sie gab meinem Frauchen noch einige Instruktionen:

·         nicht alleine in den Garten ansonsten angeleint

·         Grundkommandos üben

·         anderen Hunden (die ich nicht mag) ausweichen

·         kein Quitschi mehr

 

Ja dann ist sie wieder heimgefahren. Vorher gab ich ihr einen Schmatzer. Angie, bist doch ganz nett.

Der Rest des Samstags verlief dann wie immer. Der Traktor fuhr vorbei, Radfahrer fuhren vorbei und sogar der Erwin kam rüber und fragte, wie es gelaufen ist. War mir aber alles egal, ich ging in mein Körbchen und schlief ne Runde. Abends traute sich sogar Trixi wieder vorbei und bei der abendlichen Gassirunde winselte Aika noch kurz mitleidig rüber.

So, ich geh jetzt ins Betti und träume vom Trixi jagen, aber nein, des darf ich ja nimmer, also träum ich vom Vogerl jagen, ah des darf ich auch nimmer☹. Naja dann wird mir schon was anderes einfallen.

Ich muss mich auf alle Fälle jetzt gut ausruhen, denn jetzt muss ich die nächste Zeit viel lernen. Mein Frauchen sagte noch zu mir „bald machen wir die Begleithundeprüfung“, das habe ich aber nur noch im Halbschlaf so mitbekommen.

 

Also Angie vielleicht bis bald, war doch ganz nett mit Dir.

Bericht: Elke Wieser